RIGHT ON! ist eine Wendung die aus dem amerikanischen Slang entlehnt ist. Ist ein Aufruf zum Handeln und Stärke zeigen, ist eine Motivierung gegenüber dem Leben nach dem Motto: „no matter what“.
Die Idee vom Leben „no matter what“ ist eine Hommage an die Existenz von Menschen (enge Freunde), die eine tief verwurzelte Menschlichkeit demonstrierten, obwohl ihnen der Prozess gemacht worden ist, nur auf Grundlage ihrer politischen Gesinnung/Haltung.
In Italien wurde in der Nacht des 13. Juni 2012 zehn Personen die subversive Gründung einer international agierenden terroristischen Gruppe vorgeworfen. Einige wurden in Untersuchungshaft festgehalten, ohne jegliche Beweise, ohne richterlichen Spruch und nur auf Grundlage des italienischen „Antiterrorgesetz 207 bis“.
Drei dieser Leute waren meine Mitbewohner und sind meine Freunde.
Ein Jahr später, also am 13. Juni 2013 wurden sie entlassen und die meisten Anklagepunkte wurden fallengelassen.
Nach einem Jahr im Untersuchungshaft, habe ich sie wiedersehen: ihre Gesichter waren schön, sie waren anmutsvoll und stark.
Mit festem Blick.
Was ist das für eine Kraft, die uns weiterhin menschlich sein lässt?
RIGHT ON! Inszeniert die Saat des Lebens, die den Mensch dazu treibt auch so zu bleiben und unabhängig zu sein „no matter what“.
KREATIVER PROZESS
Eine gewaltsame und heftige persönliche Erfahrung mit dem „Antiterrorgesetz 270 bis“ hat die Regisseurin und Darstellerin Daniela Marcozzi dazu inspiriert sich mit verschiedene Autoren wie Camus, Hugo, Foucault, De André, Galimberti auseinanderzusetzen.
Hugo sagt in seinem Buch „Der letzte Tag eines Verurteilten“, dass der Verurteilte bis zum Tag vor seiner Hinrichtung, das Recht auf die Behandlung in der Krankenstube, wegen einer Erkältung oder wegen Rückenschmerzen hat.
Was genau ist das „Recht“
Was ist gerecht?
Glücklicherweise haben wir im Laufe der Geschichte viele Rechte dazugewonnen, aber wieso fühlt der Mensch das Bedürfnis sich vom „Recht“ rechtfertigen zu lassen?
Wieso hat der Mensch die Notwendigkeit ständig zu kategorisieren und die Grenzen zu definieren innerhalb derer man nun entweder kriminell oder ein guter Mensch ist?
„Und jetzt lerne ich viele Sachen von Menschen die das gleiche anhaben wie ich, aber ich habe nicht gelernt welches Verbrechen man begehen musst um nicht als Verbrecher hingestellt zu werden“, De André „In meiner Stunde der Freiheit“
Wenn es der Zweck eines Gesetzesbuches ist, die Ordnung der menschlichen Beziehungen in der Gesellschaft zu regeln, dann drängt sich die Frage auf, wo sich der „echte“ Mensch, in seiner gesamten Komplexität, hinten diesem künstlichen Begriff „Gerechtigkeit“ versteckt ?
Shakespeare hat in seinem Werk „Maß für Maß“ dieses Thema ergründet und fragt sich:“Sind Richter nicht auch „irgendwie“ schuldig? Was bedeutet es schuldig zu sein?“
„Meine Sache war das Loch in der Brust, und ich sagte mir, dass ich mich vorläufig, und wenigstens für mein Teil, weigern wolle, dieser ekelhaften Metzgerei jemals eine, hören Sie, auch nur eine einzige Rechtfertigung zu geben. Ja, ich habe diese verbohrte Blindheit gewählt, bis ich klarer sehen würde.“ und „Ich hab die unumstößliche Gewissheit, dass jeder die Pest in sich trägt, weil kein Mensch, nein, kein Mensch auf der ganzen Welt frei davon ist. Was naturgegeben ist, das sind die Mikroben. Alles Übrige, die Gesundheit, die Rechtlichkeit ist eine Folge des Willens, und zwar eines Willens, der nie erlahmen darf.“
Albert Camus, „Die Pest“
Mit Unterstützung von Peter Rose/Practical Work
In Kooperation mit dem Theaterhaus Mitte
Mitwirkende
Performance von und mit Daniela Marcozzi.
Deutsche Übersetzung: Silvia Prolunghi und Nastaran Tajeri-Foumani
Termine
17. Oktober 2015 | 20 Uhr
TATWERK | Berlin