Space/Time Berlin veranstaltet erstmals sein Programm für Performance und Videokunst, das im April 2016 in der Hauptstadt stattfindet. 45 Berliner und Internationale Künstler*innen aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Frankreich, den USA, Israel und Griechenland präsentieren in Kooperation mit fünf unterschiedlichen Spielstätten Arbeiten, die sich mit Elementen der Zeit und Strategien der Einflussnahme auf das Erleben des Publikums auseinandersetzen.
Bereits 1944 von John Cage formuliert, haben diese Worte bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren, vielleicht waren sie nie dringlicher. In einer Zeit, in der wir von einer noch nie dagewesenen Informationsflut und einem permanenten Input geprägt sind, hat sich unser Sehen, unsere Aufnahmefähigkeit, Geduld und Bereitschaft zur Langeweile radikal verändert. Diese Veränderungen haben auch Einfluss auf die Wahrnehmung von Kunst, auf unsere Sehgewohnheiten und Erwartungen an ein Kunstwerk. Viele Kunstwerke aber verlangen nach Kontemplation, sie wollen geduldig betrachtet und aufgenommen werden. Dies trifft besonders auf die Performance- und Videokunst zu. Sie gehören aufgrund ihres ephemeren und temporalen Charakter mit zu den unkommerziellsten Kunstformen, hängen jedoch in höchstem Maße von einer betrachtenden Öffentlichkeit ab: Sie erfordern Betrachter*innen, die aktiv präsent sind, damit sie als Werke aktiv präsent sein können.
Space/Time Berlin, kuratiert von Steffi Kowalski und Matt Wilson, ist eine neue Plattform für Video und Performancekunst in Berlin, die Künstler*innen präsentiert,deren Werke Zeit benötigen, Kontemplation verlangen und neue Erfahrungsräume schaffen wollen. Entstanden ist ein einmonatiges Programm, in dem wir im Tatwerk Berlin, den Sophiensælen e.V., dem Flutgraben e.V., Projektraum Naunynstr.53 und dem Acker Stadt Palast Performance und Video gemeinsam, und aus Ausstellungskontexten gelöst, zeigen.
Uns interessiert, die Trennung zwischen dem, was traditionell als Screening oder als Performance bezeichnet wird zu überwinden, indem wir diese Arbeiten im gleichen Raum, im gleichen zeitlichen Rahmen und für das gleiche Publikum präsentieren. So finden zeitgenössischer Tanz mit dokumentarischem Video zusammen, Videoperformance mit Multimedia-Experimenten, experimentelles Theater mit Kurzfilmserien. Durch die gemeinsame Präsentation dieser Positionen können ihre verbindenden Elemente, insbesondere ihr inhärentes Element der Zeit, auf neue Weise erfahren werden.
Künstler:innen wie Peter Clough und Jen Gustavson (New York), Irene Accardo und Claudia Garbe (Berlin) und Spyros Kouvaras (Athen) hinterfragen unsere Sehgewohnheiten, nehmen aktiv Einfluss auf unsere Zeitwahrnehmung und katapultieren so das Ansinnen John Cages, vor so vielen Jahrzehnten formuliert, in das von Informationsflut und Schnelligkeit getriebene Jahr 2016.
Termine
2. April 2016
TATWERK | Berlin
5 Works on Ritual and Repetition
Leave the Keys and Go, Gali Kinkulkin; GOGOGO!, Evanthia Afstralou; Person #24, Karin Felbermayr; Werkzaamheid, Oscar van der Kruis; Slow Changes #3, Claudia Garbe and Johnny Chang
3. April 2016
TATWERK | Berlin
5 Works on Memory and the Unconscious
Working title, Talia de Vries and Johann Nöhles; In 1998, I decided to wear all of my mother's skirts, Jérôme Chazeix; The Guryong Walks, Linda Havenstein; Song for being alone, Melissa Faivre; Ones in the Zeros
Vera Piechulla