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Tatwerk / vecteezy.com

Tanz-Residenz im TATWERK und in der Hasenheide

Das Residenzprogramm UNKNOWN GEOGRAPHIES fokussiert somatische und choreografische Praktiken in Konversation mit dem öffentlichen Raum und der Natur. Arbeitsort während der Residenz ist sowohl der Volkspark Hasenheide als auch das Studio im TATWERK, sodass die körperlichen Dimensionen des urbanen Raums tiefgreifend untersucht werden können. Der kuratorische Fokus von UNKNOWN GEOGRAPHIES liegt auf somatischen und choreografischen Praktiken, die städtische Ökologie mit posthumanistischen Erkenntnissen und inklusiven Konzepten von Handlungsfähigkeit verknüpfen und beispielsweise Geografien von Bewegung, Klang, menschlicher und nicht-menschlicher Narration vertiefen. Somit werden Recherchen und Projekte adressiert, die sowohl ökologisch nachhaltig, als auch sozial gerecht sind und die Vielfalt menschlicher und nicht-menschlicher Erfahrungen und Ausdrucksformen wertschätzen und fördern.

Die erste ausgewählte Künstler*innengruppe besteht aus Taiwo Ojudun und Jere Ikongio, die mit ihrer Recherche Trümmerberg-Kartografien: Rituale, Erinnerung und Gegenarchive im öffentlichen Raum.

Trümmerberg-Kartografien: Rituale, Erinnerung und Gegenarchive im öffentlichen Raum ist ein Bewegungs- und somatisches Forschungsprojekt, das untersucht, wie der Berliner Volkspark Hasenheide, insbesondere der Trümmerberg, als vielschichtiges und lebendiges Gegenarchiv aktiviert werden kann.

Die Arbeit befasst sich mit dem, was Mbembe als „Politik der Präsenz” im postkolonialen urbanen Raum bezeichnet, indem sie Rituale und Bewegung nutzt, um die exklusiven Narrative, die den Zugang zu Erinnerung und öffentlichem Raum prägen, zu bewohnen und zu stören.

Welche Geschichten verweilen im Muskelgedächtnis der Körper, die diesen Park durchqueren? Welche klanglichen Überreste schweben in seinen Wegen? Und wie kann Präsenz als Widerstand choreografiert werden?

Durch rituelle Aktivierungen, angeleitete Performance-Labore, gemeinschaftliche Co-Creation-Sessions und ein sich entwickelndes digitales Gegenarchiv wird der Park sowohl zum Thema als auch zur Bühne.


Die zweite ausgewählte Künstler:innengruppe besteht aus Soroa Lear und Pamela Moraga, die mit ihrer Recherche Working Title: En Ausencia//In Absence.

Das Projekt befasst sich mit der Beziehung zu abwesenden Ländern, während wir aktuell ein anderes Land bewohnen. Wie finden wir, wenn wir in ein anderes Land mit einer radikal anderen Geografie und Kultur umziehen, Wege, um uns weiterhin mit unserem Land und unseren Wurzeln zu verbinden?

Die beiden in Deutschland lebenden zeitgenössischen Latina-Tänzerinnen Soroa und Pamela interessieren sich für die Art und Weise, wie Latines Formen der Verbindung zu den von ihnen bewohnten Geografien finden, die es ihnen ermöglichen, die Präsenz ihres Landes und ihrer Kultur auch in dessen Abwesenheit noch zu spüren. Wie kann man zum Beispiel in der Hasenheide ein Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit in einer Geografie finden, die scheinbar so weit von der eigenen Herkunft entfernt ist? Ist es möglich, gleichzeitig eine Beziehung zu dem Land aufzubauen, das sie bewohnen, und es gleichzeitig als Mittel zu nutzen, um sich mit ihrer Latinidad zu verbinden?

Ein großer Teil des zeitgenössischen Tanzes in Europa ist von westlichen Normen und Ästhetiken geprägt. Die Künstler*innen sind daran interessiert zu erforschen, wie sie ihre tanzenden Körper und die Räume, die sie bewohnen – sei es ein Studio, eine Bühne oder ein öffentlicher Park – mit ihren Latinidades durchdringen können, ohne sich der Idee hinzugeben, dass Einwanderung gleichbedeutend mit der Aufgabe der Verbindung zum eigenen Boden ist.

Wie können wir neue Ansätze finden, um uns mit unserer eigenen Geschichte, unseren Ozeanen und Wüsten zu verbinden, und uns gleichzeitig auf die Geografien Berlins einzulassen? Welche Rituale und Handlungen können es uns ermöglichen, die Präsenz unserer Vorfahren und Familienhäuser in die Berliner Landschaft zu bringen?

Während des gesamten Aufenthalts werden Praktiken entwickelt, die sich auf alltägliche und formale Formen der Verbindung mit der Latinidad stützen. Auf diese Weise entsteht ein fast ritualisiertes und verkörpertes Archiv der kulturellen Verbindung.

Was würde es bedeuten, unsere kulturellen Tänze in einem deutschen Park zu praktizieren? Gemeinsam Salsa zu tanzen oder in der Öffentlichkeit Reggaeton-Musik zu hören? Wie werden wir die Blicke der Menschen und Geografien, die den Park bewohnen, verhandeln? Anhand von Liedern, Sprüchen, Tänzen, Gebeten und Formen der Auseinandersetzung mit öffentlichen und privaten Räumen erforscht das Projekt, wie wir das Abwesende in unsere Gegenwart holen können, ohne dabei das Eine zu leugnen oder das Andere zu ignorieren.


Grafik von Aurora Kellermann basierend auf einer Vectordatei von vecteezy.com.

Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin.

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